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Fokus + Produktivität
25.05.2022

Warum du wirklich prokrastinierst (und meine besten Tipps gegen Prokrastination in der Promotion)

 

Wenn du promovierst, hast du mit einem berüchtigten Schreckgespenst wahrscheinlich schon einmal Bekanntschaft gemacht: Prokrastination.

Was Prokrastination bedeutet?

Von „Prokrastinieren“ ist die Rede, wenn du bestimmte Aufgaben ziellos vor dir herschiebst – obwohl du dir ihrer Wichtigkeit durchaus bewusst bist und im gegebenen Moment auch Kapazitäten für ihre Erledigung hättest.

Stattdessen hältst du dich aber (bewusst oder unbewusst) mit anderen Tätigkeiten beschäftigt und lässt so die Stunden und Tage ungenutzt ins Land ziehen. Zumindest so lange, bis dir eine empfindliche Deadline im Nacken sitzt und dich zum Arbeiten zwingt…

Damit lässt sich auch gleich ein typisches Charakteristikum des Prokrastinierens festhalten: naturgemäß neigen wir zum Prokrastinieren besonders bei Aufgaben, die zwar Wichtigkeit, aber im Moment nur eine geringe Dringlichkeit besitzen.

Und genau das ist in den meisten Dissertationsprojekten der Fall.

Die Projektlaufzeit der meisten Promotionsprojekte ist insgesamt so lange, dass EIN Arbeitstag mehr oder wenig darauf scheinbar kaum Auswirkung hat.

Während wir also mit vielen anderen Aufgaben in unserem Alltag zwangsläufig über kurz oder lang aufgrund akuten Zeitdrucks in die Gänge kommen (müssen), kann es passieren, dass die Arbeit an der Dissertation über Wochen, Monate oder sogar Jahre hinausgeschoben wird – und das ohne unmittelbar negative Auswirkungen.

Tatsächlich hat Prokrastination aber natürlich auch in der Promotion negative Folgen – auf dein Projekt, aber auch auf dich selbst:

  • dein Projekt verzögert sich unnötig lange, der Abschluss rückt in immer weitere Ferne
  • du fühlst dich oft unproduktiv und bist von dir selbst enttäuscht
  • du bist ständig von schlechtem Gewissen geplagt und kannst auch deine Freizeitaktivitäten nicht richtig genießen („Eigentlich sollte ich doch jetzt arbeiten…“)

In diesem Artikel möchte ich dir deshalb einmal zeigen, welche Gründe es für prokrastinierendes Verhalten in der Promotion gibt – und wie auch du deiner Aufschieberitis mit meinen besten Tipps gegen Prokrastination gezielter Einhalt gebieten kannst.

 

Was du zu allererst über Prokrastination wissen solltest

 

Zu Beginn dieses Beitrags muss ich gleich zwei wichtige Abgrenzung treffen:

  1. )Prokrastinieren“ meint NICHT die essentiell wichtige, regelmäßige Erholung von anspruchsvoller geistiger Arbeit, wie ich sie dir in meinem Blogbeitrag Wieviel Erholung du vom wissenschaftlichen Arbeiten brauchst (und wie deine Konzentration davon profitiert) näherbringe.

Am Ende eines Arbeitstages den Laptop zuzuklappen und den Abend entspannt vor dem Fernseher oder mit Freunden zu verbringen, ist nicht Prokrastination, sondern eine gesunde Abgrenzung von Arbeits- und Freizeit!

  1. ) Ebenso lässt sich nicht klassischerweise von „Prokrastinieren“ sprechen, wenn dir aufgrund anderer beruflicher, akademischer, familiärer oder persönlicher Verpflichtungen im Alltag zeitweise oder dauerhaft (zu) wenig Zeit für dein Dissertationsprojekt bleibt – wenn du dich also aufgrund fehlender zeitlicher Ressourcen in einem gegebenen Moment nicht deinem Projekt widmen kannst

Von Prokrastination sprechen wir vielmehr, wenn du dich – trotz grundsätzlich verfügbarer Kapazitäten – einfach nicht zur Arbeit an deiner Dissertation aufraffen kannst.

Und wenn dies nicht bei Einzelfällen bleibt, weil du einfach mal einen schlechten Tag hattest, sondern du über längere Zeiträume regelmäßig damit kämpfst, deinen „inneren Schweinehund“ zu überwinden und dich deinem Dissertationsprojekt zu widmen.

Stattdessen …

wartest du ewig auf den „perfekten“ Zeitpunkt, um dich an den Schreibtisch zu setzen. Du sagst dir: wenn nicht der gesamte Arbeitstag ohne Unterbrechung zur Verfügung steht, bringt es doch gar nichts, überhaupt anzufangen. Lieber wartest du deshalb auf morgen, auf übermorgen, und überübermorgen,…

musst du dir, bevor du dich an den Schreibtisch setzt, erst mal eine Tasse Kaffee machen. Dabei fällt dir auf, dass der Geschirrspüler ausgeräumt werden muss – das erledigst du doch besser gleich noch. Beim Wegräumen des sauberen Geschirrs fällt dir auf, dass die Böden im Küchenschrank ganz schön klebrig sind und einmal wieder gereinigt werden sollten. Sieben Stunden später findest du dich inmitten eines handfesten Frühjahresputzes wieder – aber an deiner Dissertation hast du den ganzen Tag nicht mehr gearbeitet.

Tatsächlich muss sich Prokrastination aber noch nicht mal in Tätigkeiten AUSSERHALB deines Projekts manifestieren: auch an und in deiner Dissertation lässt sich prokrastinieren!

Du sortierst tagelang die Ordnerstruktur an deinem Computer neu, spielst mit unterschiedlichen Formatvorlagen, Fonts oder Schriftgrößen (obwohl die Abgabe deines Textes noch 2 Jahre in der Zukunft liegt) oder recherchierst immer weiter nach Literatur zu deinem Thema, während dein „Zu Lesen“-Ordner ohnehin schon aus allen Nähten platzt.

Was alle diese Szenarien gemeinsam haben? Du hältst dich hier – während du eigentlich vorhattest, jetzt und hier an deiner Dissertation zu arbeiten – bewusst oder unbewusst mit anderen Tätigkeiten, Projekten oder Aufgaben beschäftigt und weichst damit der Arbeit an der Dissertation aus.

Und darin liegt auch ein wichtiger Schlüssel verborgen, um Prokrastination besser verstehen und sie mit Intention lösen zu können.

Du bist in diesen Momenten nämlich nicht einfach nur „faul“, „unorganisiert“ oder „inkonsequent“ – auch wenn das eine dankbar einfache Erklärung wäre!

Tatsächlich ist Prokrastination oft eine Vermeidungsstrategie.

Mit anderen Worten: mit deinem prokrastinierenden Verhalten weichst du etwas Unangenehmen aus.

Und erst wenn du diesen Widerstand, der deiner Aufschieberitis zugrunde liegt, identifiziert hast, wirst du dich tatsächlich von deinem prokrastinierendem Verhalten lösen und zu deiner Arbeit zurückfinden können.

3 typische Ursachen für Prokrastination – und was du dagegen tun kannst

 

In meiner langjährigen Arbeit mit Promovierenden konnte ich drei häufige Ursachen für Prokrastination erkennen, die ich dir hier gerne vorstellen will – vielleicht entdeckst du die Ursache deiner eigenen Aufschieberitis ja in einer davon wieder?

1. Unbeabsichtigte Ablenkung

Diese Kategorie passt eigentlich nicht ganz zu den anderen beiden – ich will sie aber trotzdem hier aufnehmen, weil sie mir sehr wichtig erscheint.

Prokrastination aufgrund unbeabsichtigter Ablenkung bedeutet für mich: obwohl du gewillt wärest, heute an deiner Dissertation zu arbeiten, lässt du dich dabei immer wieder unterbrechen und stören.

Diese Ablenkung kann durch KollegInnen passieren, die unangekündigt in dein Büro platzen, durch Anrufe, E-Mails, Social Media, Nachrichtenseiten oder ähnliches. Wann immer ein Kopf bei der Tür hereingestreckt wird, eine automatische Benachrichtigung aufploppt oder du z. B. das Bedürfnis verspürst aktuelle Neuigkeiten zu lesen, unterbrichst du deine Arbeit.

Und nicht selten kommt es vor, dass dann ein oder zwei Stunden vergehen, ehe du dich wieder deiner Arbeit zuwendest.

Diese Form der Prokrastination hat ihren Ursprung nicht unmittelbar IN dir, sondern in der Außenwelt. Es fällt dir einfach schwer, den Ablenkungen und Zerstreuungen zu widerstehen, die deine Umgebung bereithält und die – zumindest kurzfristig – attraktiver, interessanter und spaßiger erscheinen als die Arbeit an deiner Dissertation.

Trotzdem führen diese Entscheidungen dazu, dass du immer wieder am Ende des Tages unzufrieden und enttäuscht mit den Fortschritten in deinem Projekt zurückbleibst.

Wenn dies auf dich zutrifft, solltest du dich fragen:

  • Was hält dich regelmäßig vom konzentrierten Arbeiten ab? Was unterbricht dich in deiner Konzentration? Wann ärgerst du dich über dich selbst – weil du schon wieder zugelassen hast, dass deine Arbeit und Konzentration gestört wurden?

Frag dich anschließend:

  • Was müsstest du verändern, um dein Arbeitssetting fokussierter und produktiver zu gestalten? Könntest du z. B. für bestimmte Zeiten ein „Bitte nicht stören“-Schild an deiner Tür aufhängen? Könntest du während deiner Arbeitszeit automatische Benachrichtigungen deaktivieren oder dein Handy lautlos schalten? Könntest du dich selbst mit ein wenig liebevoller Einschränkung dabei unterstützen, während deiner Arbeitszeit bestimmte Websites nicht aufzurufen (z. B. indem du sie kurzzeitig blockierst)?

Es sind erste Schritte wie diese, die dafür sorgen, dass du der häufigsten Ursache für Prokrastination – „unbeabsichtigter Ablenkung“ – bewusster gegensteuern und sie aus deinem Arbeitsalltag verbannen kannst.

2. Fehlende Klarheit über die nächsten Arbeitsschritte

Sind die grundsätzlichen Rahmenbedingungen deiner Arbeitszeit überprüft und optimiert – aber dein Hang zum Prokrastinieren hält weiterhin an? Dann liegt eine häufige Ursache dafür in fehlender Klarheit über deine nächsten Arbeitsschritte.

Nichts ist lähmender als einfach nicht zu wissen, worin du heute deine Zeit und Energie investieren sollst. Und ob dich dieser Einsatz wirklich einen Schritt näher an dein Ziel bringt.

In Sorge, die „falschen“ Schritte zu gehen, gehst du also lieber gar keinen und wartest stattdessen auf morgen – vielleicht läuft es da ja besser!

Das Problem dabei? Oft läuft es morgen eben nicht besser – jedenfalls nicht einfach von selbst.

Um jeden Tag zielgerichtet ins Arbeiten zu kommen, ist es nämlich essentiell, dass du dir darüber im Klaren bist, was du hier und heute konkret tun willst.

Du verlierst dich gefühlt von Tag zu Tag mehr in deinem eigenen Dissertationsprojekt? Keine Panik!

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Ein riesiges Projekt wie eine Dissertation muss dafür in kleine und kleinste Häppchen heruntergebrochen werden. Nur das ermöglicht dir, kontinuierlich daran zu arbeiten und den vor dir liegenden Berg an Aufgaben Schritt für Schritt abzutragen.

Falls du also den Verdacht hast, deine Aufschieberitis könnte in mangelnder Klarheit über deine nächsten Arbeitsschritte liegen, gilt es jetzt umso mehr, dir diese zu verschaffen. Hier habe ich darüber schon geschrieben, wie das in der Promotion ganz praktisch gelingen kann:

3. (Selbst-)Zweifel, Sorgen oder Angst

Du weißt eigentlich, was konkret in deinem Projekt zu tun wäre? Hast eine To-do-Liste mit ganz klaren Aufgaben, aber kommst trotzdem nicht ins Tun?

Dann könnte ein diffuses Gefühl von Angst dafür verantwortlich sein, das dich in deinem Projekt ausbremst.

Ein Schreibprojekt – etwas, das irgendwann schwarz auf weiß dastehen wird, gelesen, be- und auch verurteilt werden kann und ultimativ mit einer Note versehen wird – ist eben ganz schön einschüchternd. Und vielleicht wirken hier auch bei dir manche negativen Erfahrungen, (Selbst-)Zweifel oder Sorgen ein, die dich in deinem Vorankommen hindern.

Vielleicht wirst du die erste deiner Familie sein, die das Level „Promotion“ erreicht und du fühlst dich damit ganz schön unter Erwartungsdruck gesetzt.

Vielleicht hat dir einst deine Deutsch-Lehrerin in der 4. Klasse prophezeit, dass „Schreiben einfach nicht deine Stärke“ sei und du fragst dich sorgenvoll, wann das auch deinen KollegInnen auffallen wird.

Vielleicht wurde einmal in einem Seminar oder durch ein Herausgeberkollegium einer deiner Texte regelrecht zerrissen und diese Erfahrung verunsichert dich bis heute, sobald du nur ans Schreiben denkst.

Vielleicht wartet auch die unangenehme Frage auf dich, wie es nach deinem Abschluss beruflich weitergehen soll.

Was alle diese unschönen Gedanken mit Prokrastination zu tun haben?

Eine ganze Menge!

Denn ganz oft sind es Zweifel und Sorgen wie diese, die dazu führen, dass du dein Schreiben hinauszögerst und damit auch den Abschluss immer weiter in die Zukunft verschiebst.

So vermeidest du – wenn auch unbewusst – dich und dein Projekt einer vielleicht verletzenden Kritik aussetzen zu müssen und dich angreifbar zu machen.

Besonders gegen Ende deines Projekts kann dich diese Vermeidungsstrategie in eine der typischen „Krisen der Promotion“ führen: die sogenannte Abschlusskrise.

Wie diese genau aussieht und wie du sie auflösen kannst, zeige ich in meinem Blogbeitrag Doktorarbeit abbrechen oder durchziehen? Wie du die typischen Krisen der Promotion meisterst.

Was tun gegen Prokrastination? 3 abschließende Tipps

 

In diesem Artikel habe ich dir drei typische Ursachen gezeigt, warum du – trotz dafür verfügbarer Zeit – immer wieder die Arbeit an deinem Dissertationsprojekt vor dir herschiebst. Vielleicht hast du dich schon in der einen oder anderen wiedererkannt?

Damit kommen wir auch schon zur letzten – und vielleicht wichtigsten Frage: Was hilft denn nun gegen Prokrastination?

Zuerst einmal, über die wahren Ursachen deines prokrastinierenden Verhaltens zu reflektieren.

Die folgenden drei Schritte können dir dabei helfen:

  • Identifiziere mögliche Ablenkungen und Störfaktoren in deinem Arbeitsalltag und eliminiere sie. Wie kannst du für ideale Arbeitsbedingungen sorgen und so „unbeabsichtigtes Prokrastinieren“ vermeiden?
  • Identifiziere deine jeweils nächsten Arbeitsschritte und nimm dir ganz konkrete, kleinste Häppchen vor, denen du dich mit Intention und Schritt für Schritt widmen kannst.
  • Spüre in dich hinein, welches Gefühl der Abschluss deiner Promotion bzw. der Weg dorthin in dir auslöst. Was bereitet dir hier Sorgen oder Zweifel? Und wie könntest du diese gezielt auflösen?

 

Sieh deine Prokrastination also nicht als Feind, den es zu bekämpfen gilt, sondern als Warnzeiger.

Je genauer du für dich herausarbeiten kannst, was in deinem Projekt oder deinem Arbeitsalltag nicht richtig rund läuft, desto gezielter kannst du Strategien für eine Auflösung dieser Herausforderungen, Zweifel oder Sorgen finden – und damit auch deiner Aufschieberitis den nötigen Einhalt gebieten!

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