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Fokus + Produktivität
09.11.2020

Was Multitasking mit dem Verfall deiner Konzentration zu tun hat

 

Laura ist vielbeschäftigt, seit sie neben ihrem Doktoratsstudium noch eine Anstellung als Organisationsassistentin an einem Fachinstitut angetreten hat.

Ihre Tage sind zersplittert von unzähligen größeren und kleineren Aufgaben: Publikationsmanagement, Tagungsorganisation, diverse interne Besprechungen und Meetings, Telefonate und jede Menge E-Mails.

Wenn Laura nach Längerem einmal wieder Zeit für ihr Dissertationsprojekt findet, fällt es ihr schwer, ins Thema und eine konzentrierte Arbeit zu finden. Ihr schwirrt der Kopf nach der letzten hitzigen Besprechung, sie erinnert sich an zwei E-Mails, die sie heute noch schreiben will und an die Cateringanfrage für die anstehende Tagung, die sie rückbestätigen muss.

Bis sie wirklich den Faden ihrer wissenschaftlichen Arbeit aufnehmen kann und richtig ins Tun kommt, vergehen oft ein bis zwei Stunden – und das kurze Zeitfenster, das sie sich heute für ihre Dissertation freigeschaufelt hat, schließt sich schon wieder.

Mal für Mal beginnt Laura gefühlt am selben Punkt und kommt nicht von der Stelle – ein frustrierender Teufelskreis.

In diesem Artikel soll es deswegen darum gehen, warum sich Multitasking in der Wissenschaft eigentlich so negativ auswirkt und wie Promovierende wie Laura – und du – dem Verfall ihrer Konzentration entgegenwirken können.

In diesem Artikel zeige ich dir

  • warum Multitasking so schädlich auf deine Konzentration wirkt,
  • wie du beim wissenschaftlichen Arbeiten wieder bewusst in tiefe Konzentration eintauchst
  • und drei konkrete Strategien, wie du diese Veränderung in deinem akademischen Alltag umsetzen kannst.

Warum Multitasking auch in der Wissenschaft nicht funktioniert

 

Lauras Herausforderungen sind typisch und symptomatisch für viele NachwuchswissenschaftlerInnen, die sich neben ihren wissenschaftlichen Arbeiten noch fordernden beruflichen, administrativen und familiären Aufgaben widmen und darin den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen kaum noch sehen.

Für solche Situationen wird gerne „Multitasking“ als Lösung propagiert: gleichzeitig mehrere Tätigkeiten zu jonglieren, ein bisschen hiervon, ein bisschen davon, um am Ende eines Tages an allen Fronten kleine Erfolge verzeichnen zu können, die mit der Zeit zu größeren und immer größeren Erfolgen zusammenwachsen – bis irgendwann alles erledigt und geschafft ist.

Klingt zu schön, um wahr zu sein – und tatsächlich bestätigen die meisten jungen WissenschaftlerInnen, dass diese Form des stückweisen und parallelen Arbeitens an verschiedenen Aufgaben nicht recht funktionieren will.

 

Die Erklärung, warum das so ist, liegt im sogenannten „Attention Residue“.

 

Dieses Phänomen sorgt dafür, dass, nachdem du eine Aufgabe beendet hast und dich nun der nächsten Aufgabe zuwenden willst, ein Rest deiner Aufmerksamkeit noch in der ersten Aufgabe verhaftet bleibt.

Dein Hirn kann die erste Schublade einfach nicht so schnell schließen – besonders dann nicht, wenn es sich dabei um eine komplexere Angelegenheit gehandelt hat, die viel geistige Kapazität bindet.

In das Ausüben einer nächsten, anderen Tätigkeit gehst du also bereits mit einem Defizit an Konzentration, Fokus und Aufnahmefähigkeit.

Während etwa Laura sich an den Schreibtisch setzt und sich gedanklich schon auf ihre Dissertation einstellen und konzentrieren will, funkt ein Teil ihres Hirns immer noch Gedankenimpulse zu den zuletzt bearbeiteten Aufgaben an sie. Es dauert, bis der Strom an „alten“ Gedanken langsam zu versiegen beginnt und sie wirklich im Hier und Jetzt ankommt.

Unweigerlich kann sie sich so nicht mit ihrer ganzen Konzentration der Arbeit an ihrer Doktorarbeit widmen.

Und es kommt noch schlimmer: denn durch anhaltendes Arbeiten im Multitasking wird deine Konzentrationsfähigkeit immer weiter geschwächt.

Du kannst dich immer schlechter auf die Tätigkeit konzentrieren, mit der du gerade jetzt beschäftigt bist. Deine Gedanken springen impulsiv von einem Thema zum nächsten und ständig fällt dir wieder irgendetwas Neues ein.

Eintauchen in lange und tiefe Konzentrationsphasen wird damit fast unmöglich – aber gerade das ist es doch, was wir in komplexen wissenschaftlichen Projekten oft brauchen!

 

3 Strategien für mehr Konzentration und weniger Multitasking

 

Wir halten fest: Multitasking ist nicht nur im jeweiligen Moment hinderlich für fokussiertes Arbeiten, sondern verdirbt darüber hinaus langfristig unsere Fähigkeit zur Konzentration.

 

Dieser schleichenden Entwicklung gegenzusteuern, sollte also eine deiner höchsten Ansprüche sein, wenn du als WissenschaftlerIn produktiv und intellektuell arbeiten willst. Aber wie kann das gehen?

 

1. Aufgaben und Verpflichtungen zeitlich strikt trennen

Eine grundsätzliche Empfehlung ist, Zeiten, in denen du dich deinem Forschungsprojekt widmest und Zeiten, in denen du anderen Aufgaben und Verpflichtungen nachgehst, möglichst strikt zu trennen. Ideal – so empfiehlt es etwa Cal Newport, der Erfinder der Deep-Work-Methode – wäre dafür eine wochenweise Verteilung: eine Woche Forschung, eine Woche Arbeit/Administration. Während dieser Zeitspanne kannst du wirklich tief in eine bestimmte Aufgabe eintauchen und dich mit deiner gesamten geistigen Kapazität darauf einlassen.

Ich weiß: diese Aufteilung – so empfehlenswert sie sein mag – ist in vielen Fällen schwierig oder nahezu unmöglich umzusetzen.

 

2. Einen ausschließlichen Dissertationstag in der Woche einrichten

Wie wäre es aber zB mit einem ausschließlichen Dissertationstag in der Woche – einem Tag, an dem du nicht unmittelbar auf Anrufe oder E-Mails reagieren und für keine Termine oder Besprechungen zur Verfügung stehen musst, sondern mit deiner Konzentration ganz bei deinem Schreibprojekt bleiben kannst?

Vielleicht gäbe es die Möglichkeit, deine übrigen beruflichen Verpflichtungen auf vier Tage in der Woche zu blocken und einen Tag ausschließlich deinem Dissertationsprojekt zu widmen?

Sollte auch das organisatorisch schwierig umzusetzen sein, probier doch zur Abwechslung einen writers‘ retreat aus und öffne so ungeahnte, produktive Schleusen.

 

3. Writers‘ Retreat ausprobieren

Ein writers‘ retreat, ein „Rückzug für Schreibende“ bezeichnet einen zeitlich begrenzten Aufenthalt an einem beliebigen Ort mit dem Ziel, ein Schreibprojekt voranzubringen. Das kann alleine oder in einer Gruppe sein, ein verlängertes Wochenende oder mehrere Wochen lang. Es kann einmal im Monat oder einmal im Jahr sein  – DU bestimmst, was für dich passend ist.

In jedem Fall wirkt es Wunder, deinem Schreibprojekt einmal ein paar Tage lang deine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Schon eine Autostunde von zu Hause entfernt hast du zu vielen Verpflichtungen, die im Alltag an dir zerren, mehr Distanz und fühlst dich nicht für alles (mit-)verantwortlich.

Du wirst sehen, dass „Ich bin jetzt mal weg!“ nicht nur viele Forderungen um dich herum leiser drehen kann, sondern auch deine eigene Perspektive auf die Dinge verändert.

Such dir ein nettes und günstiges Hotel, Air B’n’B, eine Frühstückspension, einen Bauernhof oder einen anderen inspirierenden Ort (meinen ersten writers‘ retreat habe ich zum Beispiel hier in einem ehemaligen Kloster verbracht) und genieße, dass du dich hier ungestört deinem Projekt widmen kannst.

 

Du siehst: es gibt Möglichkeiten, dem Attention Residue die Stirn zu bieten, Multitasking hinter dir zu lassen und einen aktiven Raum für Konzentration und Fokus zu schaffen! Frag dich doch einmal: was brauchst DU dafür?

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